Head Einsatzleiterin

Hellwach und begeistert

Véronique Sax ist Einsatzleiterin Helikopter bei der Rega. Dank grosser Erfahrung und gutem Bauchgefühl bewahrt sie auch in heiklen Situationen den Überblick. Neben Pilot, Notärztin und Rettungssanitäter ist sie gewissermassen das vierte Crewmitglied im Helikopter, auch wenn sie in der Einsatzzentrale sitzt.

Interview Manuel Huber

Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben als Heli-Einsatzleiterin?
Zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen organisiere und koordiniere ich die Helikoptereinsätze der Rega und die Bodeneinsätze der Alpinen Rettung Schweiz. Wir halten Kontakt mit allen Partnerorganisationen wie beispielsweise mit den Sanitätsnotrufzentralen oder mit der Polizei und organisieren Personal und Material für die Einsätze. So braucht es etwa nach einem Lawinenniedergang nicht nur unsere Helikopter-Crews, sondern auch Lawinenhundeführer und weitere Rettungsmittel vor Ort. Alle diese Personen müssen vernetzt und koordiniert werden, weitere Akteure kommen im Lauf des Einsatzes dazu. Wenn der Patient im Helikopter ist, kümmern wir uns auch um die Anmeldung der Patienten im Spital.

Wie behalten Sie den Überblick?
Wir haben ein gutes Einsatzleitsystem, das sehr viele Informationen transparent und einfach auf mehreren Bildschirmen darstellt. Ich sehe zum Beispiel mit einem Blick, ob der Helikopter von der Basis Samedan frei oder besetzt ist und wo genau er sich gerade befindet. Auch das aktuelle Flugwetter, die Namen der Crewmitglieder und viele weitere Daten werden uns angezeigt. So kann man mit etwas Übung auch mal zwei bis drei Einsätze parallel koordinieren.

Was muss man mitbringen, um Einsatzleiterin oder Einsatzleiter zu werden?Man muss einen kühlen Kopf bewahren und das Multitasking beherrschen. Mit einem Ohr bin ich immer bei meinen Kolleginnen und Kollegen und höre, welche Einsätze bei ihnen anstehen. So können wir uns gegenseitig helfen, etwa indem ich den Helikopter, den ich gerade disponiere, der Kollegin abgebe, die gerade einen dringenden Lawineneinsatz übernommen hat. Zudem müssen Einsatzleiter ihre Arbeit in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch erledigen können. Neben einer soliden Ausbildung und genügend Erfahrung braucht es zudem Intuition. Mein Bauchgefühl hat mich bis jetzt noch nie getäuscht.

Wie lange dauert die Rega-interne Ausbildung?
Der offizielle Teil mit zahlreichen Theorie- und Praxisblöcken dauert ein Jahr. Während der ersten Monate wird man 1:1 von einem «Götti», also einem erfahrenen Einsatzleiter, betreut. Bis man wirklich sattelfest ist, dauert es aber gut zwei Jahre.

Gibt es in Ihrem Beruf einen typischen Tagesablauf?
Nein, genau das macht es so spannend. Manchmal bleiben die Telefone stundenlang still, und plötzlich kommen die Notrufe im Minutentakt rein: Unfälle, Evakuationen, medizinische Notfälle – wie wenn ein Schalter umgelegt würde. Da muss ich von einer Sekunde auf die andere hellwach sein und richtig entscheiden.

In der Einsatzzentrale fällen Sie zahlreiche Entscheidungen, die Helikopter-Crews hören Sie nur über den Funk. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Wir kennen uns alle. Das schafft gegenseitiges Vertrauen, und das ist zentral, gerade bei anspruchsvollen Einsätzen, wie etwa in der Nacht. Ich bin dann sozusagen das vierte Crewmitglied neben Pilot, Notarzt und Rettungssanitäter. Auch wenn ich nicht an Bord bin, sondern hier in der Einsatzzentrale vor dem Funk sitze.

Wie leicht fällt Ihnen die Abgrenzung?
Wer neu in diesen Beruf einsteigt, will unbedingt an den Einsätzen dranbleiben und kann meistens kaum loslassen, wenn die eigene Schicht zu Ende ist. Man muss lernen, am Feierabend die Einsätze zu übergeben und heimzugehen. Ab und zu frage ich nach, wie ein bestimmter Einsatz ausgegangen ist. Das interessiert mich schon. Aber wir brauchen auch die Erholung und den Ausgleich. Denn wir müssen fit sein, um in der nächsten Schicht wieder Menschen zu helfen.

Was motiviert Sie für die tägliche Arbeit?
Viele arbeiten heutzutage ausschliesslich, weil sie Geld verdienen müssen. Als Einsatzleiterin kann ich Menschen helfen und sie in schlimmen Situationen unterstützen, das ist eine unmittelbar sinnvolle Arbeit. Dieses Privileg schätze ich sehr, und deshalb bin auch schon so lange dabei.

Véronique Sax

Die 43-jährige Zürcherin begann ihre Berufslaufbahn auf einem Reisebüro und wechselte später zum Crossair-Bodenpersonal. Sie stiess 2001 zur Rega und arbeitet seither als Einsatzleiterin. Ausgleich und Entspannung findet sie in der Natur, beim Sport und mit Familie und Freunden.

Seit 1952 steht die Rega für rasche medizinische Hilfe aus der Luft. 2017 organisierte ihre Einsatzzentrale mehr als 15 000 Einsätze. Zur Flotte gehören 17 Rettungshelikopter sowie drei Ambulanzjets. Die Verkehrshaus-Ausstellung «Medizinische Hilfe aus der Luft» gibt faszinierende Einblicke in die Welt der Rega.

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