Über den Wolken

Vor 20 Jahren am 2. Oktober 2001 stellte die nationale Fluggesellschaft Swissair aus finanziellen Gründen ein: Das Unternehmen war Pleite gegangen. Eng mit den Anfängen der Swissair verknüpft, ist die Geschichte von Nelly Diener, der ersten Stewardess Europas.

Nelly Diener mit Wermut-Flasche bereit zum Flug.
Nelly Diener mit Wermut-Flasche bereit zum Flug.

Von Olivier Burger

Nelly Diener begann ihren Dienst im Jahr 1934 bei der Swissair auf dem vornehmlich aus Holz gezimmerten Schnellflugzeug Curtis Condor der gerade aus der Taufe gehobenen Swissair in die Luft. Eingestellt wurde sie auf Drängen des kaufmännischen Leiters Balz Zimmermann, und gegen den Widerstand des technischen Direktors Walter Mittelholzer. Die junge Flugbegleiterin stahl dem Fliegerpionier und Fotografen Mittelholzer die Schau, was dem berühmten Abenteurer missfiel. Plötzlich waren alle Kameras auf die adrett gekleidete Lufthostess gerichtet. Und die Aero-Revue glorifizierte sie gar als blonden, lockigen, langbewimperten Engel der Lüfte.

Weibliche Stewardessen im Vorteil
Die Fluggesellschaft war überzeugt, dass weibliche Stewardessen eine beruhigende Wirkung auf die Passagiere ausüben und deren Flugangst, vor dem damals immer noch als exotisch und neuartig empfundenen Verkehrsmittel Flugzeug, verringern und  eindämmen würden. Mehrsprachig, mit Witz und Charme betreute die 22-jährige ihre Gäste auf dem fast vier Stunden dauernden Flug von Zürich nach Berlin. Sie unterhielt die verängstigten Passagiere mit Kartenspielen, sang mit ihnen oder erzählte ihnen beruhigende Geschichten. Ihre Fluggäste verwöhnte Nelly Diener mit selbst zubereiteten Speisen und Getränken. Die Verpflegung war in den Anfangsjahren der Swissair nicht im Flugpreis inbegriffen. Für eine Bordküche war in der knapp bemessenen Kabine kein Platz. Im Angebot waren Tee, Kaffee, belegte Brote, Suppe und Früchte.

Tragischer Tod
Am 27. Juni 1934 nach 83 Berlinflügen trat Nelly Diener ihren letzten Flug an. Bei Tuttlingen stürzte wegen technischen Versagens der Condor ab. Sie und alle übrigen Passagiere an Bord kamen ums Leben. Im Bericht der Swissair zum Geschäftsjahr 1934 wird das Unglück wie folgt beschrieben: «Im abgelaufenen Geschäftsjahre hatte unsere Gesellschaft ihren ersten schweren Flugzeugunfall durch den Absturz der Curtiss-Condor am 27. Juli 1934 bei Tuttlingen zu beklagen. Nach dem Bericht der amtlichen Untersuchungskommission war die Ursache auf einen versteckten Dauerbruch des Anschlusslappens der beiden rechten vorderen Verspannungsdrähte im Motoreinbau zurückzuführen. Alle Ansprüche aus diesem Unfall sind inzwischen restlos erledigt worden. Der treuen Bordmannschaft, Herrn Armin Mühlematter, Pilot, Herrn Hans Daschinger, Bordfunker, Fräulein Nelly Diener, Stewardess, die in Erfüllung ihrer Pflicht ihr Leben liessen, werden wir stets ein ehrendes Andenken bewahren.»

Die Anfänge des Flugbegleiterdienstes
Der weltweit erste Steward an Bord eines Luftfahrzeugs übte seinen Beruf im Jahr 1911 auf dem Verkehrsluftschiff LZ 10 «Schwaben» für die Deutsche Luftschiffahrts-Aktiengesellschaft (Delag) aus. Am 1. Mai 1927 trat ein Bordsteward der britischen Imperial Airways den weltweit ersten Flugbegleiterdienst auf der Route London–Paris an. Am 15. Mai 1930 begleitete die US-amerikanische Krankenschwester Ellen Church als erste Stewardess die Passagiere einer dreimotorigen Boeing 80 A der Boeing Air Transport.
Die Nachfolgegesellschaft der Swissair, die Swiss, verlangt heute vom angehenden Kabinenpersonal folgende Anforderungen: Schweizerische Staatsangehörigkeit oder EU Pass, Mindestalter: 18 Jahre, Mindestgrösse: 158 cm, Normalgewicht sowie gute Gesundheit und Belastbarkeit. Zudem ist eine abgeschlossene Berufslehre mit EFZ oder höherer Schulabschluss und sehr gute Sprachkenntnisse in Englisch und Deutsch. Gefragt sind charmante, freundliche, kontaktfreudige und dienstleistungsorientierte Kandidatinnen und Kandidaten mit einem gepflegten Erscheinungsbild und tadellosen Umgangsformen. Zudem wird eine hohe Flexibilität für unregelmässige Arbeitszeiten erwartet.

Die Schriftstellerin Pascale Marder hat im Doku-Roman mit dem Titel «Nelly Diener, Engel der Lüfte» über das kurze Glück der ersten Lufthostess Europas geschrieben. Das Buch erschien im Bilgerverlag Zürich (ISBN 978-3-03762-067-2).

Passagiere warten auf dem Flugplatz Dübendorf aufs Boarding.
Passagiere warten auf dem Flugplatz Dübendorf aufs Boarding.

Eine Geschichte aus dem Verkehrshaus Magazin

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