
Von Dr. Claudia Hermann
Bereits seit dem Mittelalter werden in Ostermundigen grünlichgraue Steine gebrochen, die viele bekannte Monumentalbauten prägen, darunter auch das Bundeshaus. Im 19. Jahrhundert wurde der Ostermundiger Steinbruch zum grössten Steinbruch der Schweiz. Die schweren Fuhrwerke belasteten die Strassen und behinderten den Verkehr. Als im Juli 1859 die Strecke Bern – Thun der Schweizerischen Centralbahn (SCB) eröffnet wurde, erhielt auch Ostermundigen eine Bahnstation. Für den Betrieb eines Anschlussgleises zum höher gelegenen Steinbruch wurde bereits 1864 eine Bahnkonzession erteilt.
Auf Vorschlag von Niklaus Riggenbach, dem nachmaligen Erbauer der Rigi-Bahn, wurde eine kombinierte Adhäsions- und Zahnradbahn mit rund 1.5 km Länge erstellt. Deren erste Lokomotive, genannt «Gnom», wurde in der Hauptwerkstätte der SCB in Olten gebaut. Seit dem 6. Oktober 1871 transportierte sie frisch gebrochene Steine abwärts zur Bahnstation Ostermundigen. 1876 kam eine zweite Lok, die «Elfe», hinzu, die von der Internationalen Gesellschaft für Bergbahnen in Aarau gebaut wurde.
Der Weg ins Verkehrshaus
Bereits in den 1880er-Jahren ging die Blütezeit des Sandsteins zu Ende. 1902 wurde der Bahnbetrieb eingestellt und die Ludwig Von Roll'schen Eisenwerke übernahmen die beiden Loks. 1942 wurde der Gnom auch als Rangierlok ausser Dienst gestellt und vom Direktor Ernst Dübi in seine Stiftung für ein künftiges Werkmuseum überführt. 2001 schenkte die Von Roll Holding AG dem Verkehrshaus den Gnom. In den darauffolgenden Jahren wurde er sorgfältig restauriert. Zahlreiche Dokumente über die Gnom und Elfe finden sich im Dokumentationszentrum des Verkehrshauses.